Interview mit KBM Jonas zum Thema Impfen

Kreis Euskirchen. Wenige Tage nach dem Beschluss des Krisenstabs des Kreises Euskirchen, überzählige Impfdosen an die Feuerwehren zu verimpfen, konnten bereits in dieser Woche die ersten Feuerwehrangehörigen berücksichtigt werden. Zum Verfahren sprachen wir mit Kreisbrandmeister Peter Jonas.

Rückblende: Die Debatte um vorgezogene Impfungen für Feuerwehrleute hatte in den vergangenen Wochen Fahrt aufgenommen. Nachdem der Verband der Feuerwehren in NRW (VdF) mit einer Resolution seines Verbandsausschusses gefordert hatte, den Einsatzabteilungen schnellstmöglich ein Impfangebot zu unterbreiten, reagierte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. In einem Antwortschreiben wies er auf die bundesweit einheitliche Impfstrategie nach Maßgabe der Ständigen Impfkommission hin. Demnach finden Feuerwehrangehörige erst in einer späteren Verfahrensstufe Berücksichtigung. Allerdings, so der Hinweis des Ministers, erlaube die „Impfverordnung“ Einzelfallentscheidungen, wenn Einsatzkräfte zur Aufrechterhaltung der „öffentlichen Ordnung“ einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.

 

Lieber Peter, ist die aktuelle Entscheidung des Krisenstabs eine Folge des Ministerschreibens?
Das Ministerschreiben als Reaktion auf die Resolution des VdF hat dem Krisenstab die Sorgen der Feuerwehren noch mal klar verdeutlicht, insbesondere die mit den neuen Virusmutationen einhergehenden erschwerten Schutzbedingungen. Die Impfung unserer rund 2.800 Feuerwehrangehörigen in den Einsatzabteilungen ist in der Pandemiebewältigung wohl der wichtigste Baustein, um die Gesundheit der Einsatzkräfte zu schützen und damit gleichzeitig die Funktionsfähigkeit der Feuerwehren sicherzustellen.

Die Regelungen der Coronavirus-Impfverordnung sind uns ja bekannt – und auch die eindeutigen Vorgaben des Stufenkonzepts, nach dem die Feuerwehren grundsätzlich erst zu einem späteren Zeitpunkt Berücksichtigung finden sollen. Krisenstab und Führungsstab haben bereits frühzeitig Pläne für die Einrichtung von „Sonderimpfstrecken für Einsatzkräfte“ im Regionalen Impfzentrum in Marmagen entwickelt. So könnten beispielsweise an einem Vormittag weit über 300 Feuerwehrangehörige der elf Feuerwehren im Kreis geimpft werden. Zur Umsetzung müssen wir allerdings noch warten, bis der § 4 der Corornavirus-Impfverordnung geöffnet werden kann.

Warum hat das Thema „Impfen“ nun einen neuen Stellenwert für die Feuerwehren erhalten?
Die Situation ist jetzt eine andere, als noch vor Wochen. Es gibt inzwischen mehr Impfstoff, mehr Geburtenjahrgänge, die eine Einladung erhalten und damit natürlich auch mehr Termine. Aber gleichzeitig ist auch die Zahl der Menschen gestiegen, die ihre Termine nicht wahrnehmen. In der Folge bleiben am Ende des Tages Impfdosen übrig, die teilweise am Folgetag nicht mehr verwendet werden dürfen. Und um genau diese Dosen geht es.

Über welche Größenordnung sprechen wir da?
Genau das ist das Problem. Wir können nicht vorhersagen, wie viele Dosen im Impfzentrum übrigbleiben. Das macht die Zuweisung auch so schwierig. Mal sind es fünf Dosen, mal keine einzige. Auch ist es möglich, dass beim Einsatz der mobilen Teams, die überall in Einrichtungen im Kreisgebiet zu unterschiedlichen Uhrzeiten unterwegs sind, die ein oder andere Impfdose übrigbleibt. Das erfordert seitens der „Nachrücker“ äußerste Flexibilität.

Landrat Markus Ramers sagte im Zusammenhang mit der Entscheidung des Krisenstabs, die Funktionsfähigkeit der Gefahrenabwehr müsse gewährleistet werden. Stimmst du dieser Einschätzung zu?
Der Landrat hat ja ausdrücklich auf den engen Kontakt hingewiesen, der im Einsatzdienst zwischen Hilfskräften und Hilfesuchenden entstehen kann. Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst sind bereits geimpft worden. Daher ist es nur konsequent, nun auch die Feuerwehren zu berücksichtigen. Genau darauf hatte auch der VdF hingewiesen, unter anderem am Beispiel einer Tragehilfe im Notfalleinsatz.

Konsequent wäre es demnach aber auch, nun alle Feuerwehrangehörigen zu impfen.
Wir müssen uns vor Augen führen, dass die Vorgaben der Ständigen Impfkommission nicht willkürlich getroffen worden sind. Wir befinden uns mitten in der dritten Pandemiewelle; die täglich steigenden Inzidenzen belegen das. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, prioritär diejenigen zu schützen, die im Falle einer Infektion mit schwerem Verlauf die schlechtesten Überlebenschancen haben. Und genau das steckt hinter dem Stufenmodell. Es geht um eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und das bedeutet auch, Kompromisse zu schließen.

Und der Kompromiss ist das nun angestrebte Verfahren der Restdosenverimpfung?
Das Verfahren ist eine Möglichkeit von mehreren und ich bin den Entscheidungsträgern im Krisenstab sehr dankbar für diese Regelung. Entscheidend ist doch, dass niemand auf seinen Termin im Impfzentrum verzichten muss. Wir müssen eine Balance finden zwischen der Impfung der durch das Corona-Virus besonders bedrohten Menschen in unserer Gesellschaft und dem berechtigten Interesse unserer Feuerwehrangehörigen, im Einsatzdienst den bestmöglichen Schutz zu erhalten. Fest steht: Es ist ein Anfang und mit dem Voranschreiten der Impfkampagne werden auch mehr Impfdosen zur Verfügung stehen.

Wir sieht denn das aktuelle Verfahren genau aus?
Darüber haben wir uns intensiv mit den Leitern der Feuerwehren und unter Beteiligung des Kreisfeuerwehrarztes und Kreisfeuerwehrverbandes ausgetauscht. Sobald wir am Abend die Anzahl der überzähligen Impfdosen abschätzen können, nehmen wir Kontakt mit einem Ansprechpartner einer Stadt- oder Gemeindefeuerwehr auf. Dieser sorgt dann dafür, dass die in Bereitschaft stehenden Einsatzkräfte zeitnah eine Impfung empfangen können. Das Zeitfenster ist dabei sehr gering.

Gab es bereits Impfungen?
Ja, in den vergangenen Tagen waren es rund 20. Angesichts der rund 2.300 Impfwilligen in den Reihen der Einsatzabteilungen unserer 115 Löschgruppen und -züge erscheint diese Zahl nicht hoch, aber ich gehe davon aus, dass die Anzahl der Dosen steigen wird.

Peter, was gibst du den Einsatzkräften mit auf den Weg?
Zunächst einmal möchte ich mich bei ihnen bedanken. Unsere Wehren haben in den vergangenen Monaten kreative Wege gefunden, um den hohen Ausbildungsstand auch in Zeiten der Pandemie aufrecht zu erhalten. Videokonferenzen haben sich für die Vermittlung von theoretischen Lehrinhalten etabliert und Hygienekonzepte haben uns zuletzt erlaubt, den praktischen Dienstbetrieb unter möglichst sicheren Rahmenbedingungen fortzusetzen. Die Impfung ist jetzt ein weiterer Baustein.

Und was wünschst du dir?
Vor allem Geduld. Ich weiß, dass gerade viele Menschen – und dazu zähle ich unsere Feuerwehrleute ausdrücklich hinzu – auf einen Impftermin warten. Dem ein oder anderen geht es vielleicht auch nicht schnell genug, aber ich darf versichern: Der Krisenstab des Kreises und die zahlreichen Helferinnen und Helfer unternehmen alles, um genau das möglich zu machen. Die Belastung ist enorm und das seit Monaten. Das gilt für die Beschäftigten in der Verwaltung ebenso, wie für jene im Regionalen Impfzentrum. Ich wünsche mir aber auch Verständnis. Wir befinden uns inmitten der wohl schwersten Krise seit Jahrzehnten. Man darf in dieser Situation keine Perfektion erwarten. Alle Beteiligten geben ihr Bestes, um dieses Ziel zu erreichen.

(Oliver Geschwind, Geschäftsführer Kreisfeuerwehrverband)

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